, Nik Dömer, AZ

Colatrella hat eine Windmühle gebaut, nun steht sie auf dem Prüfstand

Der FC Baden hat eine turbulente Vorbereitung voller Veränderungen hinter sich. Nun müssen Trainer Genesio Colatrella und sein Team dafür sorgen, dass mit dem Start der neuen Promotion-League-Saison endlich Ruhe einkehrt. Andernfalls könnte es ungemütlich werden.

«Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen», lautet ein bekanntes chinesisches Sprichwort. Beim FC Baden wurden keine Mauern errichtet. Vielmehr ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Im Kader stehen jetzt über 20 neue Spieler (vier davon aus der zweiten Mannschaft), während nur drei Akteure aus dem alten Team geblieben sind: Joel Brack, Daniele Romano und Davide Giampà.

In Baden scheiden sich die Geister

Ob dieser Totalumbruch wirklich in diesem Ausmass notwendig war, darüber scheiden sich in Baden die Geister. Konkret geht es um die Abgänge von Cedric Franek, Rajmond Laski und Patrick Muff. Ursprünglich war geplant, dass diese Badener Identifikationsspieler, gemeinsam mit Romano und Giampà, die Achse in der kommenden Saison bilden sollten. Doch die neue sportliche Führung konnte sich mit ihnen nicht auf einen neuen Vertrag einigen.

Der FC Baden steht also mit einer praktisch komplett neuen Mannschaft da. Zahlreiche Spieler aus dem ganzen Land haben die Baumeister Genesio Colatrella (Trainer und Sportchef) und Gianmarco Coluccia (designierter Präsident) in den Ostaargau gelotst. Die Profile sehen interessant aus, fast alle Neuzugänge durchliefen einst den Nachwuchs bei namhaften Schweizer Top-Vereinen und sammelten Erfahrungen auf Profi-Niveau. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bei vielen die Karriere zuletzt ins Stocken geraten ist.

Ins Stocken geraten sind zuletzt auch die Pläne bezüglich der Präsidentschaftsnachfolge von Heinz Gassmann. Eigentlich wäre Coluccia für dieses Amt vorgesehen gewesen. Doch seit letzter Woche ist klar: Er wird es nicht übernehmen, denn er hat mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt erklärt. Offiziell heisst es, dass berufliche Gründe dahinterstecken. Wirklich plausibel klingt das jedoch nicht. Vielmehr dürfte es beim FC Baden unterschiedliche Zukunftsvorstellungen gegeben haben und damit drohte wohl auch eine Kampfwahl zwischen ihm und Hermann Löhrli bei der nächsten Generalversammlung.

FC Baden braucht Geschlossenheit

Dieses Szenario hat Coluccia dem FC Baden mit seinem Rückzug erspart. Und das ist gut so, denn der Verein kann in dieser sportlich enorm heiklen Phase keine Spaltung gebrauchen. Vielmehr braucht er nun Ruhe und Geschlossenheit. Doch die Geschichte hat auch eine bittere Note, denn der FC Baden verliert nach zahlreichen Abgängen nun auch noch einen sehr umtriebigen und kompetenten Funktionär, der jahrelang mit viel Leidenschaft im Vorstand amtierte.

Nun steht ein neues Abenteuer in der Promotion League vor der Tür. Nach dem Abstieg aus der Challenge League und dem damit verbundenen Totalumbruch im Team herrscht Ungewissheit. Vom direkten Wiederaufstieg möchte keiner reden, und der FC Baden hat kein konkretes Ziel kommuniziert.

Aber dennoch ist der Hunger – nach einer zähen Saison mit 22 Niederlagen – auf ein Erfolgserlebnis gross, und die Blicke des Badener Publikums werden sich gespannt auf Colatrellas neue Windmühle richten. Nimmt das Flügelrad rasch Schwung auf, dürfte die Begeisterung im Stadion Esp schnell zurückkehren. Andernfalls wird in Baden so schnell keine Ruhe einkehren. Und der Trainer wird sich die Frage gefallen lassen müssen, warum er nicht auf den Mauerbau gesetzt hat.